Titel: "Meine kleine Braune", Repertoir des Cabarets "Zum Roland von Berlin"
Komponist: Rudolph Nelson
Texter: Herm. Klink
Verlag: Verlag Harmonie, Berlin
Erscheinungsjahr: 1904
Druckerei: Notendruckerei Paris & Co., Berlin
Graphiker: Keine Angabe
Sammlungsnummer: 1497
Im Ehehafen denkt der Mann zurück:
Sie war ein süsses Persönchen,
der Körper so biegsam und zart,
darauf ein entzückendes Köpfchen;
kurz: Ich war wirklich vernarrt.
Sie war nicht wie andere Frauen,
I wo! Wo denken Sie hin?
Tiefbraun die herrlichen Glieder;
sie war nämlich nicht aus Berlin!
In Afrikas heissen Gefilden,
da hatte das Licht sie erblickt;
und diese bezaubernde Schwarze,
die hatte total mich bestrickt.
Und tanzen konnte das Mädel!
Das war wirklich wie ein Gedicht;
das muss ich Ihnen mal zeigen,
denn sagen läßt sich das nicht!
Sie wurde in Bälde mein Schätzchen,
sie konnte mir nicht widerstehn,
sie blickte mir nur in die Augen,
und flugs war es um sie geschehn.
Sie wußte, sie konnte mir trauen,
ich meinte es wirklich reell;
wir wurden das glücklichste Pärchen;
den Cakewalk lernte ich schnell.
Ich war ein eifriger Schüler,
wir haben auch fleissig geübt;
es waren die seligsten Stunden,
noch nie hab' ich heisser geliebt.
Und nachts wenn alle dann schliefen,
rings Stille weit und breit,
da hat uns dann vertrieben
der Cakewalk rasch die Zeit.
Sie schwand mir gar bald aus den Augen,
ich hab' mir 'ne Andre erwählt,
viel Zeit ist schon seitdem verflossen,
ich bin jetzt seit Kurzem vermählt.
Mein Weib hat die weissesten Arme,
die Schönste ist sie der Fraun;
doch denk' ich wenn ich sie betrachte:
"Warum bist denn du nicht so braun?"
Den Cakewalk, den kann sie nicht tanzen,
sie gibt sich auch gar keine Müh',
ich wollt' ihn schon oftmals ihr zeigen,
doch denk' ich: "Sie lernt es ja nie."
Und oft in sehnenden Nächten,
dann wein' ich so einsam zu sein,
mein Weib liegt so still mir zur Seite,
doch plötzlich da fällt mir was ein!