Titel: "Ich möcht' eine Stunde vergessen, daß ich verheiratet bin"
Komponist: Robert Gilbert
Texter: Fritz Rotter
Verlag: Edition Karl Brüll, Berlin
Erscheinungsjahr: 1929
Druckerei: Leopold Kraatz, Berlin
Graphiker: Herzig
Sammlungsnummer: 726
Ein Plädoyer für den kurzen Seitensprung:
Wenn die gnäd'ge Frau mit dem gnäd'gen Herrn sich beim Abendbrot erfrischt,
wird der Hummer aufgetischt, aber reden tun sie nischt!
Denn die gnäd'ge Frau und der gnäd'ge Herr denken beide innerlich:
"Ach wie bist Du fürchterlich, glatt ermorden könnt ich Dich!"
Aber äußerlich, da lächeln sie verbindlich wie noch nie,
sie verstecken den Gedanken, den er träumt genau wie sie:
Refrain:
Ich möcht' eine Stunde vergessen, daß ich verheiratet bin,
der Herrgott hat sicher schon manchem diese kleine Sünde verzieh'n.
Ich möcht' eine Stunde vergessen, Tugend und Welt und Moral,
ach nur eine einzige Stunde, ach nur ein einziges Mal!
Wenn die gnäd'ge Frau mit dem gnäd'gen Herrn dann im Schlafgemach allein,
reden sie kein Wort zu zwein, keine Spur, sie schlafen ein.
Und die gnäd'ge Frau und der gnäd'ge Herr träumen Dinge die intim,
aber er träumt nicht von ihr und auch sie träumt nicht von ihm.
Wenn sie dann im Schlaf so selig seufzt, daß er sogar erwacht,
ja dann sagt sie, wenn er ihr empört'nen Vorwurf drüber macht:
Refrain
Manche gnäd'ge Frau, mancher gnäd'ge Herr sitzen still und traurig hier,
und sie denkt, und er mit ihr: Ganz genau so geht es mir!
Und die gnäd'ge Frau und der gnäd'ge Herr gucken sich verwundert an,
und er denkt: "Was will die Frau?" Und sie denkt: "Was will der Mann?"
Und verstohlen grüßt sein Blick die schöne Dame drüben links,
und der Blick der Dame sagt: "Wenn Du ein Opfer willst, ich bring's!
denn immer ewig dasselbe, das hat schließlich keinen Sinn.
Man muß sich auch einmal vergessen, das ist für die Ehe gesund;
man lernt seinen Gatten erst schätzen an einem anderen Mund!
In der Rubrik "Top Texter" gibt es weitere Hinweise zu Fritz Rotter, der das Lied textete.
