Titel: "Das Alter ist noch nicht das Ende vom Lied"
Komponist: Bernhard Kaempfner
Texter: Schnidibumpfel
Verlag: Adolf Robitschek, Wien, Leipzig
Erscheinungsjahr: 1912
Druckerei: Druckerei- und Verlags-Aktiengesellschaft vorm. R.v.Waldheim - Jos. Eberle & Co., Wien
Graphiker: Keine Angabe
Sammlungsnummer: 2497
Ein schöner Text, der allen älteren Menschen gefallen wird:
Ich fehl' bei keinem eleganten Maskenball,
in Frack und Claque, Chevreau und Lack.
Wo Tanzmusik erklingt, da bin ich überall,
die holde Weiblichkeit verführt mich allezeit.
Ich hab' das Bene, daß sie mir sich an vertraun
und ungeniert mit mir pousiert,
denn meine Haare sind schon angegraut
und leicht wird mir gewährt ein kleiner Flirt ...
ich sag nicht nein, ich akzeptier;
doch innerlich, da denk ich mir:
Refrain:
Und wenn auch die Jugend entflattert, entflieht,
ich lieg' noch lange nicht brach.
Das Alter ist noch nicht das Ende vom Lied,
es kommt immer noch was nach ...
noch lieb ich die wonnigen Frauen
und spiel nicht das Väterfach;
ich küsse die Augen, die grauen, die braunen, die blauen,
begnüge mich nicht mit dem Schauen
in traulich verschwieg'nem Gemach!
Die Eva ging mit mir ins Chambre separee
am Presseball im Amorsaal.
Sie sagte: "Alterchen, heut' zahlst du ein Souper,
so recht intim und fein". Bald waren wir allein.
Das Mal war tadellos und hat famos geschmeckt,
der Veuve Clicquot war comme il faut;
und auf der Chaiselongue ausgestreckt;
da ruft sie: "Alter Herr, komm setz' dich her,
damit ich dir ein Küsschen schenk',
denn du bist brav". Ich aber denk':
Refrain
Jüngst kam ein Herr zu mir aus einer Rechtskanzlei,
die Aktentasch' verriet es rasch.
Er stellte mir sich vor als Doktor Müller II
und meinte wenig zart, wie's der Juristen Art,
ich sei verknackt, zu zahlen Alimente schwer,
denn beim Souper im Separee
ward vom Erkenntnisbaume zum Dessert
ein Äpfelchen gemaust und keck geschmaust,
worauf ich trüb den Beutel zog,
es folgte dann der Monolog: