Titel: "Am Vormittag, da bin ich solid"
Komponist: Erwin Bootz, Karl M. May
Texter: Charles Amberg
Verlag: Edition Karl Brüll, Leipzig, Berlin, Wien
Erscheinungsjahr: 1929
Druckerei: Wilhelm Greve, Berlin
Graphiker: Abel
Sammlungsnummer: 662
Lesen Sie den Bericht eines Lebenskünstlers aus den 1920er Jahren:
Die Zeitung stellte mir die Frag': Was machen Sie den ganzen Tag?
Verraten Sie es unsern Lesern schon! Erwähnen Sie so allerhand,
was ganz besonders interessant, da schrieb ich: Sehr verehrte Redaktion!
Refrain: Am Vormittag, am Vormittag, da bin ich solid,
am Nachmittag, am Nachmittag, da bin noch müd.
Doch höre ich am Abend die Jazzmusik, dann wird die Nacht zum Tag gemacht,
bei Sekt und schönen Frauen.
Um Mitternacht, um Mitternacht, da wird es erst nett,
und früh um acht, und früh um acht da gehe ich zu Bett.
Doch schwör ich, das war heute die letzte Nacht!
Auf Wiedersehn' Morgen Abend um acht.
Ich bin ein Mensch der ungeniert sein Leben sorgsam registriert,
ich führ' ein Tagebuch von früh bis spät. Oft blättre ich darin herum,
es ist das reinst Gaudium, auf jeder Seite fast dasselbe steht:
Refrain
Ich liebe keine Einsamkeit, ich freu mich, wenn sich einer freut
und lache immer mit, wenn einer lacht! Drum kann ich auch nicht schlafen gehn',
ich will nur lust'ge Menschen sehn und lustig sind die Menschen nur bei Nacht:
In Genf da tagt der Völkerbund, das ganze Völker Kunterbunt.
Es redet, redet, redet und verspricht! Und dann schreibt jedes Zeitungsblatt,
was alles man beschlossen hat, doch wie es wirklich war, das liest man nicht:
Refrain: Am Vormittag, am Vormittag, hat's Frühstück geschmeckt!
am Nachmittag, am Nachmittag, saß man schon beim Sekt.
Dann gab's ne lange Sitzung bei Jazzmusik, man sprach noch über dies und das
und auch von schönen Frauen.
Um Mitternacht, um Mitternacht, saß man separiert, und früh um acht,
war im Hotel das Frühstück reserviert.
Dann sagten sich die Herren noch "Gute Nacht! Auf Wiedersehn' Morgen Abend um acht!"