Titel: "Messalinette", Lied aus der Ausstattungsposse "Die Herren von Maxim", Metropoltheater, Berlin

Komponist: Victor Hollaender

Texter: Julius Freund

Verlag: Ed. Bote & G. Bock, Berlin

Erscheinungsjahr: 1904

Druckerei: C.G. Röder, Leipzig

Graphiker: Keine Angabe

Sammlungsnummer: 1737

 

Die Aufführungen der Metropol-Revuen wurden von Stars wie Josef Giampietro, Fritzi Masary, Guido Thielscher und Joseph Josephi getragen.

 

Josef Giampietro wurde am 21.6.1866 in Wien geboren und starb am 29.12.1913 in Berlin. Giampietro lernte an der Technischen Hochschule in Wien, besuchte das dortige Konservatorium der Gesellschaft für Musikfreunde und begann seine Laufbahn in Budapest 1886. Er setzte sie  in Bozen und Meran fort. Es folgte 1887 Salzburg und 1888 Karlsbad. Nach Karlsbad spielte er 10 Jahre in Wien am Deutschen Volkstheater und im Theater an der Wien. Er spielte hier über den Bonvivant bis zum Komiker alle Rollen, die gut und teuer sind. Er profilierte sich in Darstellung von dekadenten, geckenhaften Dandys. 1899 wechselte er an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und anschließend nach Berlin an das Neue Theater. Hier sah ihn der Chef des Metropol-Theaters Richard Schultz und holte ihn 1904 an das Metropol-Theater. Hier brillierte er als ein auffälliger Akteur, der durch seine spindeldürre Erscheinung mit Stehkragen, Seidenkrawatte und angewinkeltem Spazierstock das Publikum sofort an satierische Witzfiguren erinnerte, die scheinbar direkt aus dem Leben nachgezeichnet wurden. Mit seiner umwerfenden Komik beherrschte er die Bühne.

 

Der weibliche Star der Metropol-Revuen war Fritzi Masary, deren Stern Anfang 1900 in Wien aufging. Besonders fiel  sie hier mit dem Lied "Ich hab' amal a Räuscherl g'habt!" auf. Richard Schultz, der Direktor des Metropol-Theaters verpflichtete Fritzi Masary nach Berlin, wo sie im Oktober 1904 in der o.g. Revue "Die Herren vom Maxim" zum ersten Male auftrat. Auch bis dahin hatte das Metropol eine Reihe von ausgezeichneten weiblichen Darstellerinnen gehabt; jetzt hatte es seinen weiblichen Star "die Masary"!

 

Der Dritte im Bund war Guido Thielscher, ein Komiker von eigener und vielleicht einmaliger Art, im Leben wie auf der Bühne durchtränkt von Humor. Direktor Richard Schultz vom Metropol-Theater sah in Thielscher den gegebenen Komiker für sein Metropol-Theater. Gegen eine Abstandssumme von zehntausend Mark holte er ihn vom Deutschen Theater. So war Thielscher unter jenen, die das Metropol mit "Paradies der Frauen" eröffneten. Nach einem Jahr verließ er Richard Schultz noch einmal und ging bis 1907 zum Thalia- Theater. Dann blieb er beim Metropol, bis er sich gegen Ende des Ersten Weltkriegs dem Theater des Westens anschloß.

 

Ein weiterer Star des Metropols war Joseph Josephi. Er wurde 1852 als Sohn eines Tuchhändlers in Krakau geboren und trug eigentlich den für Operettensänger recht drolligen Namen Ichheiser. 18 Jahre lang gehörte er dem Verband des Theaters an der Wien an, bis er um 1900 nach Berlin und an das Metropol kam (Quelle der o.g. Inhalte: Otto Schneitgereit, Berlin, wie es weint lacht).

 

In der Revue "Die Herren von Maxim" sang Josef Josephi u.a. das Lied "Die Jahreszeiten der Liebe":

 

Wie ich noch vor etwa fünfzig Jährchen

mit der Mappe zur Sekunda ging,

und das erste blonde Schnurrbarthärchen

schüchtern an der Oberlippe hing,

da erhob' ich mich aus meinem Bette

einstmals mit dem männlichen Entschluss:

Heut rauchst du die erste Cigarette,

morgen raubst du dir den ersten Kuss!

Ihr holden Frau'n ganz im Vertrau'n,

das Rauchen hab' ich nicht vertragen,

viel mehr Genuss bot mir der Kuss

geraubt beim Nachtigallenschlagen,

dies Stelldichein beim Mondenschein

im Fliederhain, o Seligkeit! Platonisch zwar,

doch himmlisch war der ersten Liebe grüne Frühlingszeit!

 

Denk' ich nun zwanzig Jährchen später,

da sah die Geschichte anders aus,

als gewiegter Herzensattentäter

pflückt ich hundert Blumen mir zum Strauss.

In der Liebe kannt' ich keine Ferien,

küsste um mich her wie toll und blind,

ich poussierte schliesslich nur nach Serien,

Casanova war ein Waisenkind!

Für holde Frau'n ganz im Vertrau'n

hab oft ich im Duell gestanden,

auch mit Geduld durch eure Schuld

oft unter Kuratel gestanden,

was ich gethan im holden Wahn,

das thut mir heute noch nicht leid!

Durch lebt' ich doch nur einmal noch

der tollen Liebe heisse Sommerszeit!

 

Als mein volles Haar ward grau und spärlich,

als ich bei der Fünfzig arriviert,

ward ich proclamiert als ungefährlich

und zum Hausfreund schmählich degradiert!

Erst war mir die Sache nicht geheuer,

doch nicht lange hab' ich mich gehärmt,

und vergnügt am fremden Liebesfeuer,

onkelhaft mein altes Herz gewärmt!

Ihr holden Frau'n ganz im Vertrau'n

ich kam auch dabei auf die Kosten,

ihr alle wisst, der Hausfreund ist nicht überall ein Ruheposten!

Der Mann fliegt aus, ist nie zu Haus,

das Weibchen seufzt nach Zärtlichkeit!

Dem Hausfreund lacht, eh' er's gedacht,

der späten Liebe gold'ne Herbsteszeit!

 

So geräth' man langsam an die siebzig,

an die Thüre pocht bereits Freund Hein,

aber wer im Leben oft verliebt sich,

kann auch dann nicht fern der Liebe sein!

In den Pelz behaglich eingemummelt,

steht man nebenbei, diskret und zart,

wo sich die verliebte Jugend tummelt,

schmunzelt man behaglich in den Bart.

Ihr holden Frau'n, ganz im Vertrau'n,

jüngst sah ich eine im Getriebe,

die süsse Maus, sah ganz so aus,

wie meine erste Jugendliebe,

ich küsst' geschwind das holde Kind,

da stieg aus Nebeln, fern und weiterkennbar kaum ein Frühlingstraum,

so grüßt die Lieb' in kalter Winterszeit!

 

In der Rubrik "Top Komponisten" gibt es weitere Hinweise zu Victor Hollaender, der das Lied komponierte.