Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nix

Die letzten Wendungen ihres Lebens haben Marie wie wir gehört haben sehr getroffen. Im Herbst 1930 schrieb sie den letzten Brief, der nach der Zeitfolge im Koffer war.

 

Meine liebe Bärbel,

 

schweren Herzens habe ich mit meinem Künstlerleben abgeschlossen. Das ewige hoch und runter verkrafte ich nicht mehr. Ich verziehe mich in eine Ecke und halte still. Die Entscheidung ist mir auch dadurch erleichtert worden, weil ich mich in meiner letzten Tanzwoche in Wien verletzt habe. Ich bin unglücklich aufgetreten und hatte mir einen Bänderriß zugezogen.

 

Ich sehne mich inzwischen komischweise nach einem stabilen Verbund in einer Ehe und Familie. Auch Kinder schaue ich in der letzten Zeit unter anderen Gesichtspunkten an. Ich hätt nämlich gerne auch eins.

 

Ich hoffe, daß es mir gelingt, in einem normalen und anständigen Leben einen Platz zu finden. Möge der liebe Gott mir bei diesem Wunsch helfen.

 

Nach meinem Umzug von Wien nach Hohen-Neuendorf im Norden von Berlin habe ich mich hier gut eingelebt. Ich arbeite wieder als Sekretärin; diesmal in einem Buchverlag.

 

Viele Grüße an meine liebe Schwester, Deine Marie.

 

Meine Damen und Herren,

 

damit enden die Briefe von der Marie aus der Haller-Revue. Zu so einem abwechslungsreichen Leben paßt für die Wien-Freundin Marie das Lied "Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nichts" von Ernst Arnold. Herr ... bitte.

 

Nachrichtlich der Text des Liedes: 

 

Die Welt ist so schön und die Welt ist so reich,

doch ist halt das Leben für alle nicht gleich.

Es geht durcheinander, es ist kunterbunt

und doch ist die bucklige Weltkugel rund.

Ein jeder Mensch hofft und ein jeder Mensch strebt,

doch viele sind da, die umsonst nur gelebt,

was nützt alles Denken es gibt nur den Schluß:

Es kommt schließlich alles wie es kommen muß:

 

Refrain:

Wenn der Herrgott net will nutzt es gar nix,

schrei net um, bleib schön stumm, sag' es war nix.

So war's immer, so bleibt es für ewige Zeit,

einmal ob'n, einmal unt', einmal Freud', einmal Leid.

Wenn der Herrgott net will nutzt es gar nix,

sei net bös, net nervös, denk' es war nix.

Renn' nur nicht gleich verzweifelt und koppflos herum,

denn der Herrgott weiß immer warum.

 

Das Leben hat mir eine Lehre geschenkt,

es kommt immer anders, als man es sich denkt.

Drum soll man nie sagen: Ich muß und ich will!

Der Herrgott entscheidet und du halte still.

Sei immer zufrieden mit deinem Geschick,

beneide nicht immer die Andern um's Glück.

Wie schnell kann es anders oft sein über Nacht,

das Ende wird immer von oben gemacht.

 

Refrain